Freitag, 8. Februar 2008

TimeWarner vs. NewLine - Ein Lagebericht

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Vor kurzem sind im Internet mehrere Berichte aufgetaucht, die über eine angebliche Auflösung des Filmkonzerns New Line Cinema durch eine Übernahme TimeWarners berichten. Hier findet ihr eine Zusammenfassung zur Lage um NewLine.

Die Diskrepanz mit TimeWarner

Am 6. Februar veröffentlichte Variety einen Bericht, indem es hieß, der neue Vorstandsvorsitzende von TimeWarner, Jeff Bewkes, habe zu einer Konferenz mit Wall Street Analysten einberufen. In den Medien war zu lesen: "New Line wird der zentrale Gegenstand für Budgetkürzungen und Belegschaftsabbau werden". Dieser Entschluss, würde er in Kürze gefasst und hätte enormen Einfluss auf den Weiterverlauf des HOBBIT-Projektes.

bewkesBewkes war seit 1979 bei dem Amerikanischen Fernsehsender HBO tätig, bevor er 1989 auf Grund einer Firmenverschmelzung zu TimeWarner wechselte. Er kreierte unter anderem die TV-Serie SEX AND THE CITY und THE SOPRANOS. 2004 wurde er Geschäftsführer. 2007 ersetzte er den in Ruhestand gegangenen Generaldirektor Richard Parsons, sodass Bewkes seine Stelle ab dem 1. Januar 2008 mit einem Fünfjahresvertrag übernahm. Seine Aufgabenbereiche bestehen darin, neben dem Filmproduktionsunternehmen TimeWarner, auch das unabhängige Tochterunternehmen New Line Cinema zu überwachen.

Während der Konferenzen beschränkte sich Bewkes weitgehend auf New Line; sprach von Budgetkürzungen und Belegschaftsabbau, die TimeWarner US$50 Mio im Jahr einsparen würden. "New Line hat einen hohen Wert als unabhängiges Label und Marke mit seinen eigenen typischen Filmen. Zudem hatte New Line großen Erfolg mit gewissen Genres, die historisch bedingt nicht in der Gunst der Studis stehen. Aber der derzeitige Trend in der Industrie zu weniger Filmveröffentlichungen und die zunehmende Bedeutung von Einnahmen außerhalb Amerikas rücken die Frage in den Vordergrund, ob es wirklich Sinn für uns macht, zwei vergleichsweise eigenständige Studios zu betreiben."

Ein Insider sagte Variety, dass die Kürzungen wahrscheinlich einen Stellenabbau in der Firma bedeuten, ähnlich wie im Jahr 2000, als Time Warner New Line zwang, 100 Beschäftigte zu entlassen – ungefähr ein Fünftel der Belegschaft.

Variety schrieb, dass die beiden New Line Chefs, Bob Shaye und Michael Lynne, deren Verträge bald auslaufen werden, in den vergangenen Wochen Gespräche mit Bewkes führten. Zudem geht Variety davon aus, dass im Falle der Pensionierung Shayes und Lynnes, eine Übernahme New Lines durch Warner bevorstände – Alle New Line Projekte würden eben falls an TimeWarner übergehen.

Desweiteren sagte Bewkes: "Wir überprüfen die Möglichkeiten, wie man New Line effizienter betreiben kann und wir rechnen damit, diese Möglichkeiten ziemlich bald umzusetzen."

Informationen aus der öffentlichen Presse

Kurz nach Erscheinen des Artikels auf Variety, schrieb die Kolumnistin Nikki Finke in ihrem "Deadline Hollywood Daily"-Blog, dass die beiden NewLine-Chefs den TimeWarner-Chef Bewkes zurückdrängten und einen Plan für die Reorganisierung der Firma zu einer Geldeinsparung vorlegten. Im Gegenzug wollten sie ihren Vertrag verlängert haben. Bewkes hingegen sei an diesem Deal nicht interessiert gewesen.

shayelynneZufälliger Weise veröffentlichte am 5. Februar (einen Tag vor der Konferenz mit Bewkes) Ron Grover in der BuisnessWeek einen Artikel über den schlechten Stand NewLines und bestärkte somit TimeWarner. Neben der RINGE-Trilogie, RUSH HOUR 3 und HAIRSPRAY habe die Firma eine Menge finanzieller Misserfolge eingefahren. DER GOLDENE KOMPASS (Produktionskosten: $180 Mio.) hingegen brachte nur $68 Mio innerhalb der USA ein. Grover schließt den Kreis: Ungeachtet der $260 Mio., die KOMPASS International eingefahren hat, "verkaufte New Line die Auslandsrechte an andere Filmunternehmen, was bedeutet, dass ein enorm großer Verlustausgleich für Warner bevorsteht." Er vertritt die Meinung, New Line solle in TimeWarner übergehen. Gleiche Entscheidung wurde bereits für die internationalen Distributionsrechte für den HOBBIT getroffen.

Die Franchise-Lage um New Line ist vergleichsmäßig schlecht. Hat TimeWarner HARRY POTTER und BATMAN, welche fortwährend für Umsatz sorgen, so ist bei New Line das HERR DER RINGE-Franchise bereits ausgeblutet. Eine Fortführung dessen durch die Produktion des HOBBITS wäre die letzte Rettung.

Zusätzlich berichtete Finke am 27. Januar von Gerüchten, dass ex-Warner Bros. Co-Vorsitzender Terry Semel wohlmöglich New Line kaufen wolle. Finke "wäre überrascht, wenn Bewkes New Line einfach so über Bord werfen würde, da einige profitbringende Projekte anstehen, insbesondere HOBBIT 1 & 2, produziert von LORD OF THE RINGS-Meister Peter Jackson. Andererseits wäre alles möglich, bekäme TimeWarner $2 Milliarden für das Studio geboten. "

Die derzeitige Situation

Nach der Übernahme der TimeWarner-Geschäfte durch Bewkes sank der Wert der Aktie von $18 auf unter $16. Don Logan, Co-Stellvertreter Parsons, sagte dazu: "Es ist nicht klar, ob es überhaupt eine einfache Lösung für dieses Problem gibt. Jeff [Bewkes] wird irgendeine Änderung einleiten müssen – einfach um der Wall Street zu zeigen, dass er etwas tut. Er wird wohlmöglich eine Art 100-Tage-Frist haben, um zu zeigen, dass er gewillt ist, die Dinge in die Hand zu nehmen und Dinge zu ändern. Egal, welche Änderungen das auch immer sein werden. Er weis, dass es um ihn geschehen ist, wenn er nicht bald etwas tut."

Es wäre eine Schande, wenn Bewkes schwierige Position und der Druck, einige weit greifende Entscheidungen zu treffen, in New Lines Niedergang münden würden. Den HOBBIT betreffend, so würde Peter Jackson und sein Team die kreative Freiheit unter New Line wohl eher dem dogmatischen Betrieb unter Warner vorziehen.

Shaye und Bewkes seien sogar Freunde, und beide haben nach der Fusion von TimeWarner und AOL eine Menge Geld verloren. Nach der Konferenz mit Bewkes sagte Shaye: "Jeff ist sehr darum bemüht, ein kreativer Geschäftsmann zu sein, indem er die Vermögenswerte von TimeWarner ausschlachtet und effektiv nutzt. Er ist dabei, Dinge zu tun, die als gerissene und schlaue Schachzüge anerkannt werden, um die besten Vermögenswerte seiner Firma zu bestärken und um sich von Dingen zu befreien, die, wie er meint, nicht im Interesse einer Kapitalgesellschaft seien."

Das alles führt zu einem komplizierten Akt, der den Filmfans und den oberen Persönlichkeiten der Filmfirmen noch bevor steht. Eine erste Entscheidung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nach dem Ende der Autorenstreiks erwartet. Jedoch erwartet man andererseits auch, dass das seit Langem zurück gestellte HOBBIT-Projekt endlich in Fahrt kommt. Ob NewLine aus dieser großen Wende in der Geschichte der internationalen Filmwirtschaft als Gewinner hervor geht, bleibt noch abzuwarten. Fest steht, DASS Entscheidungen bevor stehen!

Quelle
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